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Jugendtreff im Stadtzentrum

By 12. Dezember 2014Pressemitteilungen

Stellungnahme der Bürgeraktion zur Bestands- und Bedarfsanalyse und zur Maßnahmenplanung des „Kinder- und Jugendförderplans“ im Jugendhilfeausschuss am 11.12.2014

 

  1. Der Verwaltungsvorschlag geht davon aus, dass in der Stadtmitte ein Bedarf für ein zusätzliches Angebot für Jugendliche besteht. Dem stimmt die BA-Fraktion ausdrücklich zu.
  2. Die Verwaltung möchte dieses zusätzliche Angebot in einer bestehenden Einrichtung unterbringen. Auch das finden wir prinzipiell in Ordnung – wenn die bestehende Einrichtung sich eignet und konzeptionell wichtige Voraussetzungen erfüllt. Dies scheint auf den ersten Blick zumindest in Teilen erfüllt: Bei dem Jugendhaus der Evangelischen Kirchengemeinde handelt es sich um eine subsidiäre Lösung. Die SonderBar in der Eisengasse befindet sich in zentraler Lage; es handelt sich um ein nicht kommerzielles, niedrigschwelliges Kontaktangebot ohne Konsumzwang. Leider sind die Eignungsvoraussetzungen damit allerdings bereits erschöpft. Denn weitere Qualitäts- und Eignungsmerkmale sucht man vergebens.

 

  1. Vielmehr finden sich in den Erläuterungen hinsichtlich des Anforderungsprofils viele Widersprüche:

Einerseits wird Jugendlichen zugestanden, ein „grundsätzliches Interesse an der Gestaltung ihrer Freizeit im öffentlichen Raum zu haben“. Die Verwirklichung dieses Interesses wird jedoch umgehend räumlich auf das Holterhöfchen beschränkt. Warum werden andere Möglichkeiten ausgeblendet? Wir waren und sind der Meinung, auch ein Jugendtreff in der Innenstadt würde dazu Gelegenheit bieten.

Ein anderer Widerspruch: Einerseits wird herausgestellt, dass Treffmöglichkeiten ohne pädagogische Aufsicht für Jugendliche besonders attraktiv sind. Oder, anders ausgedrückt: Es mangelt nicht an untauglichen Alternativen, sondern an guten. Das Zusammensein ohne Aufsicht von Erwachsenen ist den Jugendlichen wichtig. Bei einem Jugendtreff/Jugendcafé in der Innenstadt ist die Verwaltung aber nicht bereit, den Jugendlichen besagte „pädagogikfreie Zone“ zuzugestehen. Ein Anbinden des Treffs und damit seiner Nutzer an das Jugendamt oder eine andere Dienststelle wird vom Rathaus für erforderlich gehalten. Die Möglichkeit einer Selbstverwaltung – auch in Teilbereichen – kommt nicht vor und wird pauschal verworfen. Wir fragen: Warum nur ein Jugendtreff mit Aufpasser? Wir alle wissen doch, dass solche Treffs megaout sind.

Stattdessen will die Stadtverwaltung zwischen kommerziellen Einrichtungen und Jugendlichen vermitteln. Unklar bleibt: In welcher Frage soll vermittelt werden und mit welchem Ziel? Soll bei den Hildener Wirten erreicht werden, den Konsumzwang bei Jugendlichen fallen zu lassen?

 

  1. Zur Erweiterung des Leistungsspektrums der SonderBar und der sonstigen Rahmenbedingungen – Situationsanalyse und Maßnahmen (Jugendförderplan S. 77 ff):

In der Aufgabenstellung stimmen wir überein. Sie knüpft sich an die Frage: Welche Angebote für Jugendliche ab 15 Jahren aufwärts sind attraktiv und adäquat? Das Angebot des evangelischen Jugendhauses in der Eisengasse, das geschlossene JUECK und die nicht mehr existierende Teestube als Vorgängereinrichtung ersetzen zu wollen, ist grundsätzlich löblich. Aber was ist für Jugendliche 15+ bedarfsgerecht? Die Schülerbefragung zum bevorzugten Aufenthalt auf Spielplätzen liefert interessante Hinweise: Neben der besonders jugendtypischen Antwort „frische Luft“ sind die Hauptgründe „erwachsenenfreie Zone“, „keine gute Alternative“ und „billiger“. Auch die Begründung „muss von zuhause weg“ korrespondiert sicherlich unmittelbar mit der Begründung „erwachsenenfreie Zone“. Alle anderen Gründe fallen deutlich ab und liegen im einstelligen Prozentbereich. Während sich Jugendliche also nachweislich auf Spielplätzen treffen, weil dort keine Erwachsenen sind, es dort billiger ist und es keine guten Alternativen gibt, die sich durch die gewünschten Merkmale auszeichnen, ist die Verwaltung der Meinung, dass der „öffentliche Raum (d. h. auch Spielplätze) nicht aus der Not heraus gewählt wird“. Wir fragen zurück: Wo sollen Jugendliche denn hin, wenn sie – wie in der Befragung dokumentiert – vorrangig nach einer günstigen Alternative ohne Aufpasser suchen?

Immerhin räumt die Verwaltung ein, dass es „zum Thema Jugendkultur und Jugendcafé in Hilden kein üppiges Angebot gibt“. Von Ausnahmen abgesehen sind alle städtischen/öffentlichen Angebote pädagogisch bestimmt. Natürlich braucht es keine weitere Einrichtung, die sich diesbezüglich von den anderen nicht unterscheidet.

Bei der Beleuchtung des kommerziellen Angebots für Jugendliche durch das Jugendamt fallen von den 11, von der Verwaltung als für junge Leute interessant erachteten Kneipen und Cafés, fünf in der Jugendamts-Auswertung von vornherein unter den Tisch: Weil die Lokale geschlossen sind, Jugendliche unter 18 explizit keinen Zugang haben oder Jugendliche dort einfach nicht vorkommen. Von den verbleibenden sechs Adressen entfällt eine weitere, da dorthin „keine Jugendlichen kommen“. Drei Lokale möchten in Jugendkreisen nicht beworben werden; offensichtlich sind Jugendliche dort bestenfalls geduldet, aber nicht erwünscht. Die beiden übrigen betrachten Jugendliche als „schwierig“ oder beklagen zu „wenig Konsum“.

Dass die Verwaltung die Lage der Jugendlichen in Hilden abschließend als „schwierig“ bezeichnet, kann angesichts dieser Analyse nicht verwundern.

Welche Maßnahmen sollen nun in der Stadtmitte für Jugendliche 15+ mit der SonderBar ergriffen werden? Ab dem 01.07.2015 sollen jährlich 15 Tausend Euro  eingesetzt werden. Damit soll das Leistungsspektrum der SonderBar in der Eisengasse  erweitert werden: Bildungspartnerschaften sollen mit den umliegenden Grundschulen (kein Schreibfehler!) entwickelt werden; die Öffnungszeiten der Einrichtung sollen von zwei auf drei (!) Tage in der Woche (Di., Do., Fr.) erweitert werden; die Offene Tür soll „auf mindestens 3 Stunden am Stück“ ausgedehnt werden; unabhängig vom dortigen Kindercafé soll die Zielgruppe der SonderBar auf über 10-jährige angehoben werden.

Angesichts der Bestandsanalyse für Jugendliche 15+ könnte man meinen, sich hinsichtlich des Maßnahmenkatalogs verlesen zu haben.

 

Im Einrichtungs-Profil versteht sich die SonderBar als Ansprechpartner für junge Menschen „zwischen 6 und 27 Jahren“. Zum Alltagsgeschäft des charmanten, aus vier Räumen bestehenden alten Fachwerkhauses gehören Kinder- und Jugendgruppen. Uns ist wichtig: Das Angebot der Evangelischen Kirche und die Arbeit der SonderBar sollen keineswegs verkannt oder etwa nicht wertgeschätzt werden. Zur Lösung der Problemstellung, wie sie sich für Jugendliche über 15 Jahre in der Innenstadt darstellt, kommt sie indes nicht in Frage.

 

  1. Fazit:

Sowohl hinsichtlich der beschriebenen Rahmenbedingungen als auch hinsichtlich der Konzeption ist die SonderBar nicht im entferntesten geeignet, dem wirklichen Bedarf Jugendlicher an Treffmöglichkeiten in der Stadtmitte zu entsprechen. Öffnungszeiten, Ziel- und Altersgruppenmischung erfüllen nicht die notwendigen Voraussetzungen. Das Altersspektrum 6 bis 27 ist viel zu groß. Aber auch allein 16-jährige junge Erwachsene mit 10-jährigen Kindern konfrontieren zu wollen, kann ohne massive Akzeptanzprobleme nicht funktionieren. Ein Jugendcafé ist kein Kindertreff, weder zielgruppenspezifisch, noch hinsichtlich der gewünschten „pädagogikfreien Zone“. Ein Angebot, bei dem die Innenstadt montags, mittwochs und an Wochenenden für Jugendliche verrammelt ist und an den drei verbleibenden Tagen die Öffnungszeit mindestens 3 Stunden am Stück betragen muss, mag im Eifel-Dorf oder auf dem Land angemessen sein, einer Stadt wie Hilden ist es nicht würdig. So treibt man eher Jugendliche aus der Stadt, als das man hier attraktiv ihrem Bedarf entspricht.

 

Die Bürgeraktion hat in ihrem Antrag „Jugendtreff in der Innenstadt“ – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – eine Reihe konstruktiver, jugendadäquater Vorschläge unterbreitet.  Die Fortschreibung des Kinder- und Jugendförderplans für den Zeitraum 2015 – 2020 bedeutet hinsichtlich des Angebots für Jugendliche in der Innenstadt gegenüber der zur Zeit schlechten Ausgangssituation keine Verbesserung. Der Plan ist in diesem Punkt nicht akzeptabel.

 

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